Begrenzt viruzid PLUS Wirkbereich für die Händedesinfektion

Von Sabine von Merzljak
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Aus aktuellem Anlass: Neues Coronavirus

Das  Robert Koch-Institut empfiehlt für Hygienemaßnahmen im Kontakt mit Patienten mit bestätigter Infektion durch SARS-CoV-2 die Händedesinfektion mit einem Desinfektionsmittel mit nachgewiesener, mindestens begrenzt viruzider Wirksamkeit. Mittel mit erweitertem Wirkbereich gegen Viren wie begrenzt viruzid PLUS oder viruzid können ebenfalls verwendet werden.

Nach derzeitigem Kenntnisstand kann die Übertragung über Tröpfchen und Kontakt z.B. mit Körpersekreten und Ausscheidungen erfolgen. Daher gilt die Händehygiene als eine der wichtigsten Maßnahmen, um sich vor einer Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 zu schützen. Regelmäßiges und gründliches Händewaschen mit Seife ist bereits eine einfache und wirksame Maßnahme zum Schutz vor ansteckenden Infektionskrankheiten.

Was bedeutet die neue Wirksamkeitsstufe begrenzt viruzid plus für die Händedesinfektion?

Adeno-, Rota- oder Noroviren: Vor allem für ältere Patienten stellen sie eine große Gefahr dar. Leider kommt es trotzdem immer wieder zu Ausbrüchen in vielen Kliniken und Pflegeeinrichtungen.  Begrenzt viruzide Händedesinfektionsmittel, wie sie täglich im Gesundheitswesen eingesetzt werden, wirken nämlich nicht gegen diese Art von unbehüllten Viren. Jedoch sollte der Einsatz von viruzid wirksamen Präparaten aus Gründen der Hautverträglichkeit nur im Anwendungs- und Bedarfsfall erfolgen.

Was liegt also näher, als diese beiden Wirksamkeitsstufen durch eine weitere Stufe zu ergänzen, die als begrenzt viruzid PLUS genau in der Mitte (Wirksamkeitsstufe 2) zwischen den beiden Wirksamkeitsstufen positioniert ist.  Zusätzlich zum Wirkungsspektrum der begrenzt viruziden Präparate wie z. B. Influenza-, Herpes-, Hepatitis-Viren und HIV-Viren umfasst diese neue Wirkkategorie mit Adeno-, Rota- und Noroviren auch einen Teil des Wirkspektrums der viruziden Mittel. Die Einführung einer zusätzlichen Wirksamkeitsstufe 2 wird über kurz oder lang das Angebot an Händedesinfektionsmitteln verändern und in der Konsequenz auch auf die Flächendesinfektion angewandt werden.

Warum wird die neue Wirksamkeitsstufe 2 eingeführt?

Bisher gab es im Bereich der Desinfektion zwei eindeutige Wirksamkeitskategorien: begrenzt viruzid und viruzid. Erstere ist dabei in Deutschland die Mindestanforderung an ein Desinfektionsmittel (Wirksamkeitsstufe 1) und wirkt gegen die sogenannten behüllten Viren, z.B. HIV, Influenzaviren oder das Ebolavirus. 

Viruzide Desinfektionsmittel hingegen wirken zusätzlich gegen unbehüllte Viren, wie beispielsweise Enteroviren, Polyomaviren und Coxsackie-Viren, aber eben auch gegen Adeno-, Rota- und Noroviren. Allerdings ist die Hautverträglichkeit der als viruzid deklarierten Hände-Desinfektionsmitteln nicht so gut wie bei den begrenzt viruziden Produkten. Daher sollten sie entsprechend dem jeweiligen Erregerrisiko eingesetzt werden.

Da die unbehüllten Adeno-, Rota- und Noroviren jedoch eine geringere Hydrophilie als andere unbehüllte Viren aufweisen, können sie von der Wirkstoffkonzentration oder von Zusatzstoffen einfacher und hautverträglicher deaktiviert werden. Aus diesem Grund stellte der Arbeitskreis Viruzidie des Robert-Koch-Instituts im vergangenen Jahr erstmals den neuen Wirksamkeitsbereich begrenzt viruzid PLUS vor.

 

begrenzt viruzid plus Wirksamkeit

Eine neue Art der Händedesinfektions-Klassifizierung  für ganzjährige Anwendung

Die neue Wirksamkeitsstufe 2 stellt eine deutliche Verbesserung für die Sicherheit in Gesundheitseinrichtungen dar. Das Infektionsrisiko durch Adeno-, Rota- und Noroviren wird durch die Verwendung von Desinfektionsmitteln der neuen Kategorie stark reduziert. Dank der neuen Wirksamkeitsstufe 2 können Anwender in Zukunft besser einschätzen, welches Desinfektionsmittel für den jeweiligen Einsatz und mögliches Erregerrisiko am besten geeignet ist. So ist eine optimale Desinfektion mit der bestmöglichen Hautverträglichkeit garantiert.

Da Produkte aus der Wirksamkeitsstufe 2 das ganze Jahr über eingesetzt werden können, ist aufgrund des erweiterten Wirksamkeitsspektrum (Adeno-, Rota- und Noroviren) gegenüber begrenzt viruziden Mitteln ein Präparatewechsel nicht mehr erforderlich ist. Dies erhöht auch die Compliance bei den Anwendern.

 Wirksamkeit-1

 

Wie sieht die Produktverfügbarkeit aus?

Schaut man sich  die Produktauswahl der führenden Hersteller an, ist das Angebot der verschiedenen Hersteller an Präparaten der Wirksamkeitsstufe 2 (Stand Juli 2017) noch überschaubar*: 


B. BRAUN: 

  • Promanum pure1,2 (30 Sek. Einwirkzeit)
  • Softa-Man1,2 (30 Sek. Einwirkzeit)

Schülke:

  • desderman pure1 (30 Sek. Einwirkzeit)
  • desmanol care1 (60 Sek. Einwirkzeit)

Dr. Schumacher:

  • Aseptoman med1 (30 Sek. Einwirkzeit)

Hartmann:

  • Sterillium med1,2 (30 Sek. Einwirkzeit)
Geprüft nach: (1) EN 14476 und (2) DVV (Stand Juli 2017)


Alltäglicher Einsatz: Was ändert sich für den Anwender?

Produkte, die diesem neuen Wirksamkeitsbereich entsprechen, liegen bis auf wenige Ausnahmen noch nicht in einer entsprechenden Vielfalt vor. Dies kann den Anpassungsprozess etwas verzögern oder den Wechsel zu alternativen Produktangeboten begünstigen. Unabhängig von der Frage nach der Verfügbarkeit wird auch die Preisstellung mitentscheidend für die Akzeptanz von Präparaten der Wirksamkeitsstufe 2 sein. Hier bleibt abzuwarten, wie sich die Preise in dieser Anwendungskategorie auch durch die Markteinführungen von weiteren Produktalternativen entwickeln werden. Für Pflegeeinrichtungen und Kliniken lohnt es sich jedoch, verstärkt auf den ganzjährigen Einsatz von Produkten der neuen Wirksamkeitsstufe mit besserer Hautverträglichkeit zu setzen, da Infektionsausbrüche in der klinischen Umgebung deutlich öfter auftreten und im Sinne der Infektionsrisikovermeidung vorgebeugt werden kann.

Auswirkungen auf medizintechnische Unternehmen

Für Medizintechnische Fachhändler bedeutet die Einführung von Medizinprodukten der Wirksamkeitsstufe 2 vor allem eine Anpassung und Erweiterung des Sortiments und die Beratung bzw. Aufklärung über diese neue Wirksamkeitsstufe im Bereich Händedesinfektion. Aufgrund der Wirksamkeit gegenüber den häufigsten viralen Infektionserregern, den Adeno-, Rota- und Noroviren, sowie der besseren Hautverträglichkeit gegenüber viruziden Präparaten ist mit einer höheren Nachfrage zu rechnen. Inwieweit die begrenzt viruzid PLUS Präparate kurzfristig die begrenzt viruzid Präparate verdrängen werden, bleibt abzuwarten. Langfristig gesehen kann mit einer Verlagerung des Umsatzanteils gerechnet werden.

Ebenso ist zu erwarten, dass die neue Wirksamkeitsstufe 2 aufgrund der oben genannten Aspekte zukünftig auch für die Flächendesinfektion eingeführt wird. Auf der IHO-Viruzidie-Liste ist diese zusätzliche Klassifikation für die Wirksamkeitsstufe 2 nach EN 14476 bereits eingeführt worden. Allerdings steht noch bei vielen Produkten die Einstufung nach DVV 2015 aus.  Die analoge Einführung der Wirksamkeitsstufe 2 auf die Flächendesinfektion ist in jedem Fall ein plausibler Schritt.

Allein die Flächendesinfektion nahm im Jahr 2015 fast zwei Drittel (63,9%) des Gesamtabsatzes von Desinfektionsmitteln in Kliniken ein. Mit einem Desinfektionsmittel-Umsatzanteil von fast einem Viertel (22,5%) stellt sie einen wichtige wirtschaftlichen Umsatzanteil dar. Hier sollten sich also auch Hersteller von Medizinprodukten auf Änderungen einstellen, um den zukünftigen Anforderungen an die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln gerecht zu werden.

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Bessere Hygiene in medizinischen Einrichtungen minimiert Gesundheitsrisiken

Der neue Wirksamkeitsbereich verspricht eine deutliche Reduzierung von Infektionsausbrüchen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Mit dieser neuen Wirksamkeitskategorie kann somit das Infektionsrisiko durch Adeno-, Rota- und Noroviren reduziert werden. Ein logischer Schritt in diesem Zusammenhang ist auch die Einführung bzw. Übertragung dieser Wirksamkeitsklassifizierung  auf die Flächendesinfektion. Dieser zu erwartende Schritt wird logischerweise die Anwenderakzeptanz weiter erhöhen. Unabhängig von diesen Überlegungen bleibt es letztlich in der Hand der Anwender aber auch der Anbieter, wie schnell die begrenzt viruzid PLUS Präparate im Praxis- und Klinik-Alltag eingesetzt werden. 

Was bedeutet dies für Ihr Healthcare Marketing?

Als Medizintechnik Unternehmen sind Sie im Healthcare Marketing gefordert, diesen Beratungs- auch Umstellungsprozess bei Ihren Kunden aktiv zu begleiten. Für den ersten Schritt empfiehlt es sich, das Informationsbedürfnis von Seiten der Kunden durch eine entsprechende Content-Marketing Strategie über Online Kanäle und Mitarbeiterqualifikation abzubilden. Weitere Aktivitäten wie z. B. Offline-Werbemaßnahmen sollten zeitnah erfolgen.


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Thema: Healthcare Marketing

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