Warum Wearable Nutzer den Health Care Markt verändern

Von Felicitas Viegas
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Smart und intelligent

Gesundheit, Fitness, Lifestyle - mit drei Worten lässt sich beschreiben, wofür Wearables zurzeit stehen. Die kleinen Devices, die wie ein Accessoire am Körper getragen werden, um dort Daten zum körperlichen Befinden zu messen, sind besser bekannt als Fitnessarmbänder, Smartwatches und Fitbits.

Aber Wearables sind auch intelligente Alltagsbegleiter, die an Termine und Telefonate erinnern können oder als Shoppingbegleiter fungieren.

Healthcare Wearables - Eine Frage des Einkommens?

Bislang wird Hightech Fitnesstracker für das Handgelenk hauptsächlich von Besserverdienern und karrierebewussten Kreisen verwendet, so die Ergebnisse einer Studie der Internet World Messe, die das Marktforschungsinstitut Fittkau & Maaß durchführte. Das liegt zu einem bestimmten Maße auch an den bislang noch eher hohen Preisen von solchen Anwendungen. Interessantes Detail: Frauen interessieren sich im Vergleich zu Männern stärker für Fitness-Armbänder. Männer hingegen gaben ein höheres Interesse für Smartwatches an.

Stärkeres Gesundheitsbewusstsein

Bemerkenswert ist, dass momentan meist Personen, die keine nennenswerten Erkrankungen haben, Fitnesstracker nutzen. Lifestyle, Gesundheitsbewusstsein und ein gewisser Spaß-Faktor scheinen bislang ausschlaggebend für die Benutzung zu sein. Gemeinsam haben alle Gesundheits-Apps, detaillierte Daten zu ermitteln. Vitalfunktionen wie Blutdruck und Puls, aber auch Schrittzahl und Energieverbrauch lassen sich exakt messen und auswerten.

Daten, die für Marketer aber vor allem auch für das Gesundheitswesen von großem Interesse sein können.

Nutzen für den Kunden: Wohlbefinden steigern

Aber warum messen und überwachen Personen freiwillig ihre Vitalfunktionen? Fitness und Gesundheit sind für viele Menschen mittlerweile ein essentieller Teil des Lebens, für den sie sich ganz aktiv einsetzen. Das eigene Wohlbefinden zu steigern, steht dabei im Vordergrund und die Wearables sind hierfür gern genutzte kleine Helfer, die zu mehr Selbsterkenntnis und Optimierung beitragen.

Kleine Helfer mit großer Wirkung

Ein anderer Effekt ist, dass solche Lösungen auch kleine Organisationstalente sind. So werden sie zusätzlich als intelligente Unterstützer im Alltag genutzt, die u.a. an  Termine, Mails und Telefonate erinnern. Laut Studie der Internet World Messe nutzt bereits jeder Dritte sein Gerät, um Informationen über eingehende Anrufe zu erhalten und Wetterinfos, Nachrichten oder Verkehrsmeldungen abzufragen.

Großer Nutzen für Marketing im Health-Care-Bereich

Betrachtet man Gesundheits-Apps aus Unternehmenssicht, dann liefern die kleinen Devices vor allem eines: hochpersonalisierte Daten, die sehr wertvoll für eine gezielte Kundenansprache sind. Denn theoretisch könnten Unternehmen anhand der Vitalwerte feststellen, in welcher Stimmung der Kunde gerade ist. Je nachdem, ob er sich in einer stressige Arbeitssituation oder im Urlaub befindet,  könnten ihm auf die Situation angepasste Angebote oder Aufforderungen gemacht werden.

Daten gegen Dienste

Tatsache ist, dass die Kunden den "Deal" Daten gegen Dienste freiwillig eingehen. Denn sie sehen zum einen die Vorteile der Nutzung von Wearables und zum anderen wissen sie gute Werbung und personalisierte Angebote zu schätzen.

Bei einer standardmäßigen Einführung von Wearables im Gesundheitswesen sähe das anders aus. Hauptproblem bleibt hier die Speicherung und Weitergabe von persönlichen Daten. So warnen Kritiker davor, dass Hacker die Informationen abgreifen oder manipulieren könnten.

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Der Einfluss von Wearables auf den Gesundheitsmarkt

Experten sehen in Healthcare Anwendungen das größte Potenzial von Wearables. So überlegen Krankenkassen bereits, ihre Bonusprogramme auf der Grundlage von solchen Daten stärker zu erweitern. Auch das  E-Health-Gesetz der Bundesregierung sieht vor, dass in Zukunft auf der elektronischen Gesundheitskarte mehr Patientendaten gespeichert werden. Hier könnten Versicherte in Zukunft auch eigene Daten von Fitness-Armbändern einschleusen.

3 Faktoren, die das Gesundheitswesen in Zukunft transformieren:

Zweiter Gesundheitsmarkt: Fakt in puncto Nutzung von Gesundheits-Apps ist: die Entwicklung wird vor allem von den Nutzern vorangetrieben. Ihr Interesse an Fitnesstrackern & Co. lässt den zweiten Gesundheitsmarkt in diesem Bereich immer stärker boomen. Deshalb ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis Gesundheits-Apps auch im ersten Gesundheitsmarkt Standard sind.
 
In drei Jahren wird die Welt des Gesundheitswesens und der Medizin eine andere sein - das sagt die Deloitte-Studie „Health Care And Life Sciences 2020" hervor. Der Studie zufolge liegt das zu einem sehr großen Teil an den Patienten.

1. Patient 2020: vom passiven Leistungsempfänger zum selbstbewussten Konsumenten

Neue Technologie und technische Möglichkeiten machen solche Anwendungen immer effizienter und smarter. Die Folge: Patienten nutzen sie freiwillig als Teil der Vorsorge. Dadurch haben sie selbst ein besseres Wissen über ihre Vitalwerte und begegnen Ärzten selbstbewusster und mit mehr Hintergrundinformationen über den eigenen Gesundheitszustand.

2. Der Arzt kommt ins Haus – virtuell

Durch den Austausch von Gesundheitsdaten via Gesundheits-Apps können einige Arzt-Patienten Konsultationen virtuell durchgeführt werden. Und wenn nötig, kann das eigene Zuhause sogar zu einer Art Erweiterung des Krankenhauses werden. So können z.B. Messung von Vitaldaten nach einer OP auch aus der Ferne überwacht werden. Entscheidender Vorteil: Der Patient kann so deutlich früher das Krankhaus verlassen.

3. Wearables erreichen Massenmarkt

In den nächsten Jahren werden Gesundheits-Apps immer smarter, intelligenter und vor allem kostengünstiger. So werden sie laut der Deloitte-Studie schon bald fester Bestandteil von Behandlungsplänen sein.  Hauptaugenmerk könnte dann auf Prävention durch gezielte Apps liegen sowie auf dem Managen von chronischen Krankheiten. Auf diese Aspekte muss Ihr Healthcare Marketing in Zukunft verstärkt ausgerichtet sein.

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Digitale Transformation durch Wearables

Patienten, die ihr Zuhause nicht mehr verlassen müssen, um zum Arzt "zu gehen" und Gesundheits-Monitoring aus der Ferne sind nur zwei der möglichen Veränderungen, die solche Anwendungen in  Zukunft für den Healthcare-Markt haben werden.

Nicht nur das Arzt-Patienten Verhältnis wird sich weiter vom passiven Leistungsempfänger zum selbstbewußten Konsumenten verändern. Auch der Arztberuf an sich wird sich dadurch voraussichtlich stark wandeln. Denn wenn Patienten selbst mit Apps und Co die ersten Messungen und Diagnosen stellen, wird sich auch die Arbeitsweise der Ärzte verändern.

Im Hinblick auf die Versorgung einer immer älter werdenden Gesellschaft bergen diese Gesundheits-Apps viele Möglichkeiten. Immer komplexere und intelligentere Anwendungen werden in Zukunft immer hochwertigere Daten sammeln und auswerten und so den Gesundheitsmarkt in eine digitale Umgebung transformieren. 

Digitalisierung ist Motor der Gesundheitsbranche

Für den Gesundheitsmarkt ist die Digitatlisierung ein enormer Motor: Denn selbst wenn manche Entwicklungen in Deutschland langsamer voranschreiten, steigt der Druck durch das Internet kontinuierlich von außen. In Zukunft könnte das sogar so weit gehen, dass sich Kranke bald auf der ganzen Welt bei Experten informieren und ihre eigene Wahl treffen, wie sie sich behandeln lassen möchten. Neben der Digitalisierung hat also vor allem die Gruppe der Patienten Einfluss auf die Entwicklung und die Vermarktung von Medizinprodukten. 

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Quellen:

https://www.ibm.com/de-de/blogs/think/2017/04/25/wearables-gesundheitswesen/

http://www.bvdw.org/medien/internet-world-messe--fittkau--maass-wearables--nutzer-und-nutzungsplaene?media=7175

http://www.wearables-tech.de/was-sind-wearables-tech-trend/#gesundheitlifestylefitness

https://www.haufe.de/marketing-vertrieb/online-marketing/wearables-sehr-nahe-am-kunden_132_292830.html

https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/global/Documents/Life-Sciences-Health-Care/gx-lshc-healthcare-and-life-sciences-predictions-2020.pdf

Spiegel-Artikel 29/2017: App auf Rezept
https://magazin.spiegel.de/SP/2017/29/152163705/index.html

Thema: Healthcare Marketing, Digitalisierung

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