Online-Recherche: Wie sich Patienten und Ärzte im Netz informieren

Von Felicitas Viegas
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Wandel bei der Informationsbeschaffung

Längst sind medizinische Informationen nicht mehr nur für Ärzte und medizinisches Fachpersonal verfügbar. Dank der digitalen Transformation hat sich die Art der Informationsbeschaffung auch im Gesundheitswesen stark gewandelt. Patienten recherchieren immer häufiger online - vor allem vor und nach dem Arztbesuch. Doch wie steht es um die Qualität der Online-Informationen und recherchieren Ärzte und Patienten auf die gleiche Art?

Vorteile der Online-Recherche für Patienten

Die Vorteile der Recherche im WorldWideWeb liegen klar auf der Hand. Schnell und zu jeder Zeit finden Patienten hier Informationen zu Krankheitsbildern, können Fachbegriffe nachschlagen und sich über alternative Behandlungsmethoden informieren. Auch Therapieansätze des Arztes lassen sich leicht überprüfen. Und wenn gewünscht, sind sogar wissenschaftliche Artikel jederzeit zugänglich.

Dr. Google hat Zeit und ist immer erreichbar

Doch mittlerweile finden Patienten weit mehr online. Interaktive Angebote wie Chats und Foren, in denen Austausch möglich ist und Fragen gestellt werden können, nehmen bei vielen Patienten einen hohen Stellenwert ein. So hat laut einer Bertelsmann-Studie die Recherche im Internet oft auch emotionale Gründe. Hier finden Patienten Trost von Mitpatienten, Zuspruch und Beruhigung – Dinge, die sie häufig beim Arztbesuch vermissen.

Hohe Zufriedenheit mit Online-Informationen

Laut der Studie sind außerdem über die Hälfte der Patienten mit den Suchergebnissen im Internet zufrieden und sehen die Informationen als gute Ergänzung zum Arztbesuch.

Patienten haben so das Gefühl, Ärzten besser informiert entgegen zu treten und Konsequenzen von Therapien besser nachvollziehen zu können. Darüber hinaus werden sie so in die Lage versetzt, Behandlungsmethoden besser zu verstehen und ggf. eigene Vorschläge zu machen. Laut der Studie glaubt rund ein Drittel der Bundesbürger, dass das wachsende Angebot an Online-Informationen ihre Position gegenüber den Ärzten stärkt und dazu beiträgt, ihnen weniger ausgeliefert zu sein.

Richtig oder Falsch? – Seriöse Infos von „Fake-News“ unterscheiden

Gesundheits- und Medizinportale Ärzte Patienteninformation

Trotz der vielen Vorteile der Internetrecherche, sind die Informationen zum Teil mit Vorsicht zu genießen. Denn häufig handelt es sich eben nicht um zertifizierte Gesundheits- und Medizinportale und die Informationen sind fragwürdig oder sogar falsch. Solche Seiten können Patienten verunsichern. Mehr noch: Patienten lassen sich durch die online Recherche zum Teil nicht nur verunsichern, sondern sogar beeinflussen. Eine Studie des Ärzteblatts besagt, dass fast jeder fünfte Befragte eine ärztlich empfohlene Therapie unter anderem aufgrund von Internetinformationen gar nicht erst beginnt. 

Dr. Google genießt hohes Vertrauen

Ein Großteil der Patienten scheint relativ unbedacht bei der Suche vorzugehen. Zum Teil werde laut der Bertelsmann-Studie völlig sorglos im Internet recherchiert. Patienten vertrauen den Suchergebnissen quasi bedingungslos. Nur die Wenigsten denken darüber nach, ob gefundene Informationen wissenschaftlich fundiert sind.

Qualität der Online-Patienteninformationen

Klar - auf den ersten Blick ist es schwer, gesicherte von vermeintlich falschen Informationen im Netz zu unterscheiden. Denn nur die wenigsten Webpages machen die Qualität ihrer Informationen durch ein zertifiziertes Siegel sichtbar. Patienten müssen also selbst auf Wahrheitsgehalt, Aussagekraft und Glaubwürdigkeit prüfen (können). Gerade bei komplexen Krankheitsbildern kann das eine echte Herausforderung sein.

Gesicherte Infos an Siegeln erkennen

Qualitätssiegel wie, z.B. das HON-Siegel und afgis - aktionsforum gesundheitsinformationssystem - geben Internetnutzern Orientierung und Sicherheit bei der Recherche. Der HON-Code zeichnet Informationen aus, die einem festgelegten ethischen Verhaltenskodex für gesundheitsbezogene und medizinische Webseiten entsprechen. Darüber hinaus gibt er Hilfestellung zur Überprüfung von WebinformationenJedoch sind diese Siegel und Plattformen zum Teil noch weniger bekannt. Auf diese Qualitätsmerkmale und Siegel sollten gerade Ärzte sowie medizinische Online-Portale im eigenen Interesse stärker hinweisen.

Arzt-Patienten-Verhältnis: Reaktion von Ärzten auf Online-Recherche 

Auch wenn Ärzte selbst immer häufiger online recherchieren -  sowohl für sich als auch für ihre Patienten - sehen sie die Internet-Nutzung ihrer Patienten mit geteilter Meinung. 45 Prozent finden, dass die Selbstinformation der Patienten unangemessene Erwartungen und Ansprüche erzeuge. Aber immerhin rund 40 Prozent der Ärzte freuen sich über das Interesse der Patienten und knapp 50 Prozent weisen ihre Patienten sogar selbst auf gute Informationsquellen hin.

Ärzte nutzen Internet regelmäßig für Recherche

Fachpublikationen Ärzte Recherche

Auch in der Ärzteschaft ist längst ein Wandel bei der Beschaffung von medizinischen Informationen eingetreten. Die Mehrheit der Ärzte nutzt Google und andere Suchmaschinen regelmäßig bei der Suche nach Fachthemen. Hier ist wie bei Patienten ebenfalls die schnelle und einfache Recherche ausschlaggebend. 

Hürde – Englische Fachpublikationen

Zum Teil stellt hier jedoch die Sprache eine Barriere da. Denn viele wissenschaftliche Artikel aus der Forschung sind auf Englisch verfasst. 80% der Ärzte vermeiden es aber, auf Englisch zu lesen. Informationen über aktuelle Studien und Fachpublikationen könnten so auf Dauer verpasst werden, da es keine organisierten Übersetzungen gibt. Experten sehen hier bereits ein ernsthaftes Problem für die Versorgung, weil neue Erkenntnisse so erst mit zeitlicher Verzögerung die medizinischen Praxen erreichen. 

Online-Recherche nimmt weiter zu!

Ob Patienten oder Ärzte – bei der Informationsbeschaffung steht Google ganz oben. Die bequeme Recherche sowie schnelle und vielfältige Infos geben den Ausschlag für die Nutzung. Während Patienten häufig Foren, Chats und Erfahrungsberichte suchen, recherchieren Ärzte vor allem nach medizinischen Hintergrundinformationen. 

Beim Vertrieb von Medizinprodukten online punkten!

Gleiches gilt für Medizinprodukte – auch hier wird zur Erstinformation gern online recherchiert. Dabei werden Expertise, Qualität und gute Beratung bereits vom entsprechenden Online-Angebot erwartet und vorausgesetzt. Hier liegt die Chance für den Medizinprodukte Handel, mit einem ansprechenden und informativen Online-Auftritt Suchende zu Findenden zu machen!

Ärztemangel Zahlen und Fakten für Marketer 

 

Quellen:

http://www.medinfo.de/qualitaet.htm

http://www.patienten-universitaet.de/content/tipps-f%C3%BCr-die-suche-im-internet

https://www.aerzteblatt.de/archiv/131153/Patienteninformation-Navigieren-durchs-Gesundheits-Web

https://www.aerzteblatt.de/archiv/74004/Webrecherche-fuer-den-Arzt-die-Aerztin-Google-allein-macht-nicht-gluecklich

https://www.aerzteblatt.de/archiv/44225/Der-online-informierte-Patient-Offener-Dialog-gesucht

https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/68112/Viele-Aerzte-sehen-Gesundheitsrecherche-im-Internet-kritisch

http://www.zeit.de/wissen/2018-01/gesundheitsportale-dr-google-medizin-internet

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_SpotGes_Gesundheitsinfos_final.pdfhttps://www.aerzteblatt.de/archiv/65535/Medizin-Recherche-Aerzte-bevorzugen-Google-als-Suchwerkzeughttps://www.mdr.de/nachrichten/ratgeber/dr-online-nimmt-sich-zeit-100.htmlhttps://www.zm-online.de/news/gesellschaft/aerzte-sollten-dr-google-empfehlen/

 

Thema: Content Marketing, Healthcare Marketing

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